Kleine Lebenskreise

Kleine Lebenskreise: das sind die konzentrischen Kreise, in denen wir unser Leben leben – die Familie, die Nachbarschaft, der Bekanntenkreis, die freiwillig Engagierten. Und möglichst sollen wir unsere Bedürfnisse dort decken, wo sie entstehen. Beim Wohnen ist das auch noch so – nur: die Lebenskreise ändern sich auch da – die Mitglieder einer Familie leben weit verstreut; Familien werden immer kleiner und je älter wir werden, desto öfter erleben wir, dass Familienmitglieder sterben. Die Nachbarschaft löst sich auf: gerade alte Menschen können sich steigende Mieten nicht mehr leisten und müssen umziehen. Der Kontakt im Bekanntenkreis wird durch eMails und WhatsApp-Nachrichten am Leben gehalten. Es ist also höchste Zeit, hier nach neuen Modellen zu suchen, die verhindern, dass wir im Alter nicht ohne Familie, mit unbekannten Nachbarn und nur mit digitalen Freunden zusammenleben. Und dann, wenn es schief geht und wir Hilfe und Pflege brauchen, uns plötzlich wider unseren Willen im Pflegeheim wiederfinden.

 

Der Altenbericht legt auch Wert darauf festzustellen, dass das Konzept der kleinen Lebenskreise nicht dazu führen soll, dass der Staat sich nicht mehr zuständig fühlt. Im Gegenteil: „Der Staat hat die Bedingungen zu schaffen, zu erhalten und zu fördern, unter denen die Verantwortung in den „kleinen Lebenskreisen“ wirksam gestaltet werden kann.“ (Seite 19)

Und weiter: „Staatliche Institutionen müssen die Ressourcen bereitstellen, die kleiner soziale Einheiten und Individuen überhaupt erst zur Selbstverantwortung befähigen.“ Höchste Zeit, dass wir aus unseren kleinen Kreisen ausbrechen und eine Debatte entfachen, die nach Antworten sucht, wie Stadt und Staat diese Aufgabe wahrnehmen können.

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